Deutsch-dänische Stereotype: Workshop zu den Resultaten des SMiK-Projekts

In vorweihnachtlicher Atmosphäre kamen am Mittwoch dem 10. Dezember gut 20 interessierte Lehrerinnen und Lehrer sowie Vertreter der Wirtschaft zusammen, um an der Süddänischen Universität in Odense näheres über die Ergebnisse der Forschung des SMiK-Projekts zu nationalen Stereotypen und Marketingstrategien in der deutsch-dänischen interkulturellen Kommunikation zu erfahren.


"Typisch deutsch – typisch dänisch"

Nach der Begrüßung der Gäste durch Katarina Le Müller hielt die Projektleiterin Dr. Erla Hallsteinsdóttir eine einführende Präsentation der Resultate der Fragebogenuntersuchung zu "typisch deutsch – typisch dänisch". Darin zeigt sich, dass der Zweite Weltkrieg und der Nationalsozialismus im Bewusstsein der dänischen Probanden durchaus noch als eine Art historisches Faktenwissen vorhanden sind und in den Antworten auf die Frage nach den "ersten drei Wörtern, die Ihnen zu Deutschland einfallen", genannt werden.

 

In den Antworten auf Fragen zu den eigenen Einstellungen der Probanden zu Deutschland und den Deutschen kommen diese Ergebnisse aber nicht vor. Hier dominieren Alltagsphänomene wie Essen (Würstchen), Aussehen (blond, dick) und (angenommene) Charaktereigenschaften (freundlich, höflich) – und die Auffassung von der "schrecklichen" deutschen Sprache.

 

Stereotypen in der deutsch-dänischen unterkulturellen Kommunikation

Katarina Le Müller ging im zweiten Vortrag auf die Analysemethoden und Datengrundlage der Interviewuntersuchung des SMiK-Projekts ein. Sie erörterte sowohl den Hintergrund der Untersuchung als auch die Frage, wie die Ergebnisse der Wirtschaft, der Wissenschaft und für den Unterricht zur Verfügung gestellt werden können.

 

Ein Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, wie das SMiK-Projekt relevante Unterrichts- und Ratgebermaterialien entwickeln kann und wie das durch die Untersuchung gewonnene Praxiswissen bei der Ausarbeitung von Unterrichtsmaterial im SMiK-Projekt umgesetzt werden kann.

 

Als konkretes Beispiel für einen stereotypen Unterschied zwischen deutscher und dänischer Lebens- und Arbeitseinstellung nannte Katarina Le Müller die Gegensätzlichkeit der Konzepte von "Ordnung" und "hygge". Ein großes Thema, das in den Komplex der Lebens- und Arbeitseinstellung eingeht, ist die bei Deutschen ausgeprägte Differenzierung zwischen "privat" und "beruflich", die die Dänen weitaus weniger differenziert handhaben.

 

Stereotype in der deutsch-dänischen Wirtschaftskommunikation

Dr. Klaus Geyer zeigte in seinem Vortrag einige grundlegende Unterschiede in der deutschen und dänischen Anrede auf. Deutlich wurde, dass – auch wenn die Ähnlichkeit der Formen verführerisch ist – dem deutschen Sie keineswegs das dänische du entspricht. Diese Formen bilden den "Normalfall" in der jeweiligen Sprache, während das dänische De und das deutsche du speziellen – allerdings unterschiedlichen! – Gebrauchsbedingungen unterliegen.

 

Das dänische De weist hierbei in erster Linie auf Respekt (nicht Höflichkeit!) hin; gelegentlich dient es offenbar dazu, die Ernsthaftigkeit einer Situation zum Ausdruck zu bringen, z.B. wenn es in einer Mahnung verwendet wird (nach vorherigem du in der Rechnung!).

 

Als Beispiel dafür, dass das deutsche Sie nicht mit Höflichkeit gleichzusetzen ist, nannte Klaus Geyer den Zwischenruf von Joschka Fischer, in dem er als junger Bundestagsabgeordneter den Bundestags-Vizepräsidenten mit der Äußerung bedachte: "Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch."

 

Stereotype in der Praxis

Philipp Koll ging in seiner Präsentation auf die praktische Umsetzung des im Projekt generierten Wissens in Unterrichts- und Ratgebermaterialien ein. Er diskutierte einige Überlegungen zum Aufbau der Materialien und die Vorteile einer Aufteilung in sowohl einen chronologischen als auch thematischen Verlauf.


Im Hinblick auf die nachfolgende Besprechung der SMiK-Materialien im Workshop zeigte Philipp Koll außerdem einige Beispiele für die angedachte praktische Anwendung der Unterrichts-materialien auf und ging auf die den Materialien zugrunde liegenden didaktischen Überlegungen und die zahlreichen Module der Materialien ein.

 

Die Workshoparbeit

Nach der Kaffeepause teilten sich die Teilnehmer in zwei Workshops auf, in denen einerseits die Unterrichtsmaterialien und andererseits die Relevanz der SMiK-Ergebnisse für die Wirtschaft diskutiert wurden.

 

Im Workshop zu den Unterrichtsmaterialien bildeten sich drei Gruppen, die sich mit jeweils unterschiedlichen Unterrichtsmaterialien befassten: "Baue deinen Stereotyp", "Typisch deutsch – typisch dänisch" und "Wirtschaftskommunikation". Es wurde diskutiert, inwieweit sich die Materialien zur praktischen Anwendung im Deutschunterricht eignen sowie welche Änderungen und Anpassungen ggf. noch vorgenommen werden könnten.

 

Abschließend kamen alle Teilnehmer zur gemeinsamen Diskussion der Ergebnisse aus den Workshops wieder zusammen. Es entstand eine lebhafte Diskussion über die Einsetzbarkeit der Unterrichtsmaterialien und die Verwendbarkeit der SMiK-Ergebnisse in der Wirtschaft.

 

Die übereinstimmende Konklusion der Workshops bestand in einem großen Lob an das Projekt für die vorgestellten Ergebnisse und Materialien. Das SMiK-Team bedankte sich für die vielen konstruktiven Vorschläge und die Anerkennung – über die wir uns sehr freuen. Die Anregungen werden wir in den nächsten Wochen einarbeiten und wir hoffen, viele der Teilnehmer zu unserer Abschlusskonferenz wieder begrüßen zu dürfen.

Dr. phil. Erla Hallsteinsdóttir 

Aarhus Universitet

Institut for Kommunikation og Kultur

Jens Chr. Skous Vej 4

8000 Aarhus C

Danmark

 

Prof. Dr. Jörg Kilian

Christian-Albrechts-

Universität zu Kiel

Germanistisches Seminar

Olshausenstraße 40

24098 Kiel

Deutschland